Manche Menschen, Dinge oder Gewohnheiten begleiten uns durch unser ganzes Leben, bis wir uns in der einen oder anderen Form voneinander verabschieden. Mein liebster Begleiter ist ein chinesischer Kugelschreiber und er begleitet mich seit fast vierzig Jahren.

Wenn du die Fotos auf meiner Website aufmerksam betrachtest, wirst du ihn irgendwann finden. Weder handelt es sich dabei um einen gewöhnlichen Kugelschreiber aus Kunststoff oder Edelstahl, noch um einen besonders wertvollen Kugelschreiber, wie man sie zum Beispiel von Cartier und anderen Anbietern kennt.

Es ist aber auch keine Billigversion, was das Wort “chinesisch” unter Umständen vermuten lässt, sondern mutet eher antik an. Mein Kugelschreiber verfügt weder über eine Goldlegierung noch über eine sorgfältig eingeritzte Gravur. Dennoch hat er einige positive Eigenschaften, die andere Kugelschreiber vermissen lassen.

Kugelschreiber: Massenware oder Luxusgut

Kugelschreiber gibt es wie Sand am Meer. Jeder kennt sie, die billige Massenware aus Kunststoff, die an jeder Ecke verscherbelt oder als Werbegeschenk verteilt wird. Meist halten entweder die Minen nicht lange oder das Material des Schreibgerätes nutzt sich schnell ab. Lieblos werfen wir sie in den Müll, sobald sie nicht mehr zu gebrauchen sind.

Es gibt natürlich auch die Schreibgeräte, die höher- bis hochpreisig sind und aus edlen Materialien bestehen. Sie sind meist langlebig und werden gerne verschenkt, wenn die Phantasie keine anderen Optionen zulässt und eine gewisse Wertschätzung dem Beschenkten gegenüber zum Ausdruck kommen soll. So werden sie zu Weihnachten, zum Jubiläum, zum Abi oder Uniabschluss verschenkt oder weitergereicht. Letzteres passiert, wenn ein solch wertvoller, aber ungeliebter Kugelschreiber vererbt wird.

Die Luxusvarianten der Kugelschreiber liegen nicht automatisch gut in der Schreibhand, weshalb auch sie häufig achtlos in einer Schublade des Schreibtisches verschwinden, wo sie zukünftig jahrelang vor sich hinschlummern. Oder sie bekommen ihren Platz auf der Designerablage, um ihrem Stellenwert als Prestigeobjekt gerecht zu werden und dort vor sich hin zu stauben.

Ein Lieblings-Schreibgerät

Dann gibt es die Kugelschreiber, die der Bezeichnung Schreibgerät alle Ehre machen. Sie liegen gut in der Hand, bestehen meist aus Metall und werden oft zum Lieblingskuli. Leider kann es auch hier passieren, dass die Mechanik nach einiger Zeit nicht mehr funktioniert, so dass die Mine sich nicht mehr verstecken lässt oder klemmt. Das hat oft zur Folge, dass die Kugelschreibertinte an Orten zu finden ist, wo sie nicht sein soll, oder der Kugelschreiber generell nicht mehr verwendbar ist, sobald die Mine leer ist. Ein neuer Kugelschreiber muss her.

Kurzlebigkeit versus Langlebigkeit

Welch eine Verschwendung! Vorbei die Zeiten, als ein Schreibgerät fast ein Leben lang hielt. Als man lediglich die Tinte oder die Mine austauschen musste. Aber es gibt hier und da noch oder wieder Modelle, die den heutigen Ansprüchen an Umweltverträglichkeit und Ressourcenschonung entsprechen.

Dazu gehört zum Beispiel mein Kugelschreiber, der mir im Laufe meiner Selbständigkeit zum liebsten Begleiter geworden ist. Nicht, dass es auch andere “liebste Begleiter:innen” gäbe. Heute geht es um meinen chinesischen, handgefertigten Kugelschreiber, den ich vor sehr langer Zeit in einem Teeladen in meiner Heimatstadt erworben habe.

Ein ganz besonderes Schreibgerät

Dieser chinesische Kugelschreiber besteht im oberen Bereich aus einem gedrechselten Schaft aus Mangoholz. Dieser Holzschaft liegt passgenau in der Beuge zwischen Daumen und Zeigefinger und hinterlässt ein angenehmes Gefühl beim Schreiben. Der Kugelschreiber rutscht nicht weg und fühlt sich nie kalt an. Die Temperatur des Materials ist bei jeder Umgebungstemperatur angenehm. Am unteren Ende des Mangoholzschaftes befindet sich auf vier Seiten eine kleine Einlegearbeit aus Messing. Das Motiv ist eine Lotusblüte, umgeben von einem gewellten Kreis.

Der untere Teil des Schaftes und die Spitze bestehen beide aus Messing. Diese Spitze lässt sich auf den Messingschaft aufdrehen. Um die Mine – eine Allerweltsmine übrigens – einzusetzen, muss man die Messingspitze abdrehen und die Mine in den Schaft einführen. Dann schiebt man die Druckfeder (die kleine Spirale, die immer so schnell verloren geht) auf die Kugelspitze der Mine, setzt die Messingspitze auf die Kugelspitze der Mine und schiebt alles zusammen in den Schaft hinein. Zum Schluss muss die Messingspitze noch in das Gewinde des Messingschaftes gedreht werden und der Kugelschreiber kann in Gebrauch genommen werden.

Dass in diesen Kugelschreiber ausschließlich die einfachen Allerweltsminen hineinpassen, hat den Vorteil, dass man überall für Nachschub sorgen kann und ziemlich schnell die richtige Mine aus der Vielzahl der Minen, die heute auf dem Markt sind, herausgepickt hat.

Keine technische Raffinesse, aber solide

Mehr Schnickschnack hat mein chinesischer Begleiter nicht zu bieten. Er verfügt über keine Mechanik, mit der man die Kugelschreibermine im Schaft verschwinden lassen kann. Daher ist er für die Handtasche und auf Reisen nicht geeignet. Stattdessen hat er seinen Platz auf meinem Schreibtisch und wandert manchmal mit mir mit, wenn ich an anderen Orten als dem Schreibtisch handschriftliche Notizen mit meinem Kugelschreiber mache.

Trotz aller Digitalisierung möchte ich nämlich nicht auf meine handgeschriebenen Notizen verzichten. Es hilft mir, kreativ zu schreiben und zu planen. So habe ich Notizbücher mit Zeichnungen meiner Entwürfe von Betongefäßen. Daneben habe ich ein Bullet Journal und kleinere Notizhefte für alle Planungen und Gedanken, mein Business betreffend.

Ich habe in meinem Leben schon sehr viele verschiedene Kugelschreiber in Besitz genommen. Vom Billigmodell bis zum hochpreisigen Modell waren viele Varianten darunter. Keiner hat es geschafft, so viele Jahre verwendet zu werden, ohne dabei kaputt zu gehen. So ist der chinesische Kugelschreiber absichtslos zu meinem liebsten und langlebigsten Begleiter geworden.

Erinnerungen

Zudem erinnert er mich an andere Zeiten und andere Welten. Manchmal blicke ich auf ihn und denke an das alte China zu Zeiten Laotses und an schöne Reiseziele in Asien. Dann wieder erinnert er mich an die Zeit, als wir nach der Schule zu einem Teeladen pilgerten, den es heute nicht mehr gibt.

Über dem Laden hatte der Eigentümer eine weiträumige Teestube eingerichtet. Diese bestand aus mehreren Bereichen, die viel Privatsphäre zuließen. Wir saßen dort nicht auf Stühlen, sondern auf dicken Bodenpolstern, vor uns meist ein sehr niedriger runder Opiumtisch, auf dem tönerne Teekannen und Teebecher mit heißem Tee und exotischen Aromen dampften. Nach einem solchen Teestubenbesuch habe ich meinen chinesischen Kugelschreiber erworben.

Später begleitete mich der Kugelschreiber durch verschiedene Lebensphasen. Mal war seine Existenz präsenter, dann wieder verschwand auch er vorübergehend in einer Schublade. Heute hat dieser Kugelschreiber wieder eine Hauptrolle und ist mein liebster Begleiter, wenn es um das Festhalten von Gedanken, Plänen, Ideen, Zeichnungen, Notizen und Terminen geht.

Hast auch du einen Begleiter oder eine Begleiterin, die dir wichtig ist und auf die du nicht verzichten möchtest? Schreib es mir gerne in die Kommentare.

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  2. Das Titelbild stammt von Silke Dietz von Zebra & Jojo Photography, Singapur.
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  4. Der Beitrag entstand während der Blognacht, die Anna Koschinski alle vier Wochen freitags ab 20:30 Uhr veranstaltet. Schau gerne vorbei!
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