Am Nachmittag des 3. Dezembers 2024 habe ich an einem spannenden Event zum Thema digitale Barrierefreiheit teilgenommen. Ausgerichtet wurde die dreistündige Veranstaltung vom Digitalen Innovationszentrum Rostock GmbH, eingeladen wurde ich von einer der Initiatorinnen Michaela Dyck, die wie ich im Bereich Webdesign tätig ist. Das Event war gefüllt mit spannenden und informativen Beiträgen verschiedener Referent:innen und ich habe für mich eine Menge an neuen Gesichtspunkten und Informationen mitnehmen können.
[Das Foto stammt von Daniel Ali, Unsplash, und wurde von mir mit einer Bild-KI angepasst.]
Im Juni 2025 ist es so weit und das Barrierefreiheitsgesetz tritt in Kraft. In den verschiedenen Präsentationen des dreistündigen Events wurde das Thema von verschiedenen Blickwinkeln aus beleuchtet. Gleich in der ersten Präsentation wurde uns deutlich gemacht, dass digitale Barrieren nicht erst bei einer ausgeprägten Behinderung auftauchen, sondern schon viel früher.
Meine wichtigsten Learnings
- Viele digitale Barrieren sind für uns unsichtbar. Dies hat Nina Jameson von der Gehirngerecht Digital GmbH anhand des Online-Spiels Hokus :Fokus – A keyboard accessibility horror game für alle Teilnehmer:innen erfahrbar gemacht. Sie war es auch, die uns zeigte, wo uns digitale Barrieren begegnen und wie digitale Barrierefreiheit verstanden und im Team umgesetzt werden kann. Dabei machte sie auch deutlich, welch hohe Kosten auf Unternehmen zukommen, die an dieser Stelle nicht von Anfang an sauber arbeiten.
- Die Umsetzung der Barrierefreiheit ist nicht immer einfach und wird nie abgeschlossen sein. Wir dürfen uns auf einen dauerhaften Prozess einstellen.
- Digitale Barrierefreiheit ist nicht erst eine Angelegenheit , wenn ein Mensch sehbehindert ist, sondern wird bereits ein Thema, wenn sich jemand den Arm bricht oder mit einem Baby im Arm hantieren muss. Auch wer an einer Rot-Grün-Schwäche leidet, wie es bei vielen Männern der Fall ist, begegnet digitalen Barrieren. Diese entstehen im Prinzip bereits dann, wenn wir alltagsbedingt – zum Beispiel während einer Zugfahrt – ein Video ohne Ton ansehen müssen, bei dem die Untertitelfunktion fehlt.
Digitale Barrieren zeigen sich bereits an kleinen Dingen
97 % der führenden Websites sind nicht barrierefrei. Dies zeigt sich zum Beispiel daran, wenn sich weder mit dem Tabulator noch mit dem Screenreader oder anderen Hilfsmitteln alle Inhalte einer Website ansteuern lassen. Dabei spielen noch viele weitere Aspekte eine Rolle, wie uns Daniel Hoffmann von der Agentur Mandarin Care eindrucksvoll auflistete.
So können zum Beispiel Formularfelder nicht erkannt werden, die bei Fehlermeldungen rot umrandet werden, wenn jemand über eine Rot-Grün-Sehschwäche verfügt.
Schon mit wenigen Stellschrauben können wir viel erreichen. Vollständige Barrierefreiheit ist zwar ein schwer erreichbares Ideal, aber wir können die Maßnahmen, die wir umsetzen, an bestimmte Standards referenzieren. Welche das sind, wie die Gesetzeslage momentan aussieht und bei welchen Stellen wir uns weiter informieren können, darüber sprach Jessica Wilhelm vom Sozialministerium Magdeburg.
Keine Minderheit
Es geht auch nicht um eine Minderheit, die wir ausschließen, wenn wir digitale Barrierefreiheit ignorieren, sondern es sind immerhin 7 Millionen Menschen davon betroffen. Ein erster Schritt hin zu einer barrierefreien Website ist die Analyse des Status Quo.
Analysetools für die digitale Barrierefreiheit
Hierfür hat uns Emily von Kähnel von der Agentur für digitale Barrierefreiheit ALLES + JEDEN sechs verschiedene Tools und Browser Extensions vorgestellt, mit denen Websites auf einfache Weise auf Barrierefreiheit analysiert werden können.
Wichtig zu wissen ist, dass diese Tools nie eine vollständige Analyse abgeben und manchmal Falschmeldungen erzeugen, zum Beispiel wenn Hintergrundfarbe und Textfarbe sich nicht im Schwarz-Weiß-Segment bewegen. Es sind daher auch manuelle Tests notwendig, wenn man alle Schwächen einer Webseite erfassen möchte.
Meine ganz persönliche Meinung
Alle Welt spricht über Diversität. Aber wenn wir Diversität ernst meinen, sollten wir sie dann nicht auch auf Menschen mit Einschränkungen ausweiten, ihnen den freien Zugang zur digitalen Welt ermöglichen und Einschränkungen aus dem Weg räumen?
„Das Streben nach der Umsetzung der digitalen Barrierefreiheit ist eine Haltung, die jede:n etwas angeht, auch wenn das Gesetz noch nicht alle Unternehmer:innen einschließt.“
Früher oder später werden alle Websitebetreiber:innen dafür Sorge tragen müssen, dass ihre Website und ihre digitalen Produkte barrierefrei sind. Je früher wir damit starten, desto besser ist es für alle.
Ein Dankeschön
Mein Dank für diese spannende und mit vielen wertvollen Informationen gespickte Veranstaltung geht unter anderem an das Digitale Innovationszentrum Rostock GmbH und die Initiatorinnen Michaela Dyck, Laura Hagenloch und Selina J. und natürlich auch an die Referent:innen, deren Präsentationen keine Langeweile aufkommen ließen.
Die kompakte Veranstaltung bot den Teilnehmenden die Möglichkeit, das Thema digitale Barrierefreiheit von verschiedenen Blickwinkeln aus zu betrachten. Besonders positiv finde ich, dass nach der Veranstaltung alle Teilnehmenden noch mit ausführlichem Infomaterial versorgt werden, so dass wir die Inhalte noch einmal konkret Revue passieren lassen können und der nächste Schritt in Richtung Umsetzung noch etwas leichter fällt.
Wenn du Unterstützung bei der Umsetzung der Barrierefreiheit hast, sprich mich gerne an und wir finden einen Weg, wie deine digitalen Produkte oder deine Website barrierefrei gestaltet werden können.