Als Inge Bateman mich zu ihrer Blogparade „Was schreibst du und warum?“ eingeladen hatte, kamen zunächst verschiedene unangenehme Erinnerungen zum Thema Schreiben in mir hoch.
Lange Zeit konnte ich dem Schreiben nichts abgewinnen. Meine Schwestern schrieben bereits in der Grundschulzeit kleine Geschichten – nicht für die Schule, sondern einfach so, weil es ihnen Freude bereitete. Mich hat dies damals nicht gereizt. In der Grundschulzeit war ich Klassenbeste im Fach Deutsch. An fehlender Eignung lag es also nicht.
Danach, am Gymnasium, war das Fach Deutsch eine reine Qual für mich. Aufsätze zu schreiben, wo nur das positiv bewertet wurde, was zur gängigen Meinung gehörte oder der Meinung der Lehrkraft entsprach, machte mir keinen Spaß.
In der 10. Klasse musste ich eine ausführliche Hausarbeit von circa 10 DIN A 4-Seiten schreiben, bei der es um eine fundierte und ausführliche Interpretation des Wälzers „Der grüne Heinrich“ ging. Das war etwas, wo ich mich wiederfand.
Mein zwiespältiges Verhältnis zum Schreiben
Auch wenn ich dem Schreiben als junger Mensch zwiespältig gegenüber stand, so hat mich das Interesse an internationalen Verbindungen und anderen Kulturen am Ende dazu bewogen, Fachübersetzen mit einem Schwerpunkt in technischen Themen zu studieren. Hier musste ich nicht nur Texte in einen anderen Sprachraum übertragen, sondern konnte mich auch mit spannenden technischen Themen und Zusammenhängen befassen.
So gerne ich fremde Sprachen erlernt und mich mit den Texten beschäftigt habe, stieß ich bald an Grenzen: Meine Motivation, zu übersetzen, ließ nach dem Studium ziemlich schnell nach, weil es mir erstens nicht gefiel, so detailliert an sprachlichen Ausdrücken zu feilen, und zweitens missfiel, dass ich die Texte nicht verbessern durfte. Wobei beides eng miteinander zusammenhing.
Keine Lust auf schlechte Texte
Natürlich ist es wichtig, an sprachlichen Ausdrücken zu feilen und ich danke meinen Dozent:innen noch heute dafür, dass sie uns immer wieder auf Schwächen in den Texten, auf die Fallstricke bei der Übertragung von Inhalten von einem Sprachraum in den anderen und auf Differenzierungen in der Ausdrucksweise hingewiesen haben.
Aber meiner kreativen Ader ging es gegen den Strich, die Texte möglichst nah an der Ausdrucksweise des Originals übersetzen zu müssen. Viel lieber hätte ich die Texte verbessert. So kam es, dass ich nach Beendigung des Studiums mehr und mehr Aufträge annahm, bei denen es um das Korrektorat und Lektorat ging. Aber auch hier fand ich mich irgendwann neuen Grenzen gegenüber, denn es ging bei den Texten schließlich immer um die Inhalte von anderen Autor:innen.
Die Wende: Das Universum der Blogs
Später dann, als die ersten Blogs aufkamen und mehr und mehr an Relevanz gewannen, wandelte sich mein Blick auf Inhalte und das Schreiben. Mich faszinierte die große Bandbreite an Blogthemen, die Gestaltung der verschiedenen Blogs – auch visuell – und die unterschiedliche, häufig sehr individuelle Art der Aufbereitung von Inhalten.
Einige Veränderungen im privaten Leben führten vor neun Jahren dazu, dass ich mich zur Webdesignerin und Online-Redakteurin weiterbilden ließ und mich damit selbständig machte. Eine der Weiterbildungen beendete ich mit einer Präsentation meiner Website und meines ersten eigenen Blogartikels. Mein eigener Blog war geboren!
Mein erster eigener Text
Diesen ersten Blogartikel habe ich als Interview umgesetzt und das Berufsbild der Virtuellen Assistenz vorgestellt. Drei Jahre lang habe ich ihn immer wieder überarbeitet: zum Teil inhaltlich, zum Teil stilistisch, bis ich mit der Fassung zufrieden war.
Wie wird man zur Bloggerin?
Zu dem Zeitpunkt fühlte ich mich allerdings noch nicht als Bloggerin. Schließlich war ich erst gestartet und ich wusste, dass ich weder meine eigene Schreibstimme noch meine Branding Voice gefunden hatte. Obwohl ich mich seit mehr als 25 Jahren mit Texten auseinandergesetzt hatte, war es am Ende doch etwas anderes, eigene Texte zu verfassen. Die Frage nach Themen beschäftigte mich dabei weniger als vielmehr die Frage nach der Struktur der Texte, des Stils und der Leser:innen-Ansprache.
Zudem habe ich mich lange Zeit nicht als „echte“ Bloggerin gefühlt, da es in meinem Blog um Business-Themen ging. Heute sehe ich mich als Bloggerin, auch wenn ich meine persönliche Meinung zu gesellschaftlichen und politischen Themen in meinen Blogartikeln nicht einbringe.
Was ich schreibe, und warum
Als ich mich nach der Weiterbildung 2017 selbständig machte und meine Website erstellt hatte, stand für mich fest, dass ein Blog dazu gehört. Ein Blog kann viele Anforderungen erfüllen. Mein Ziel war ein Unternehmensblog, auch Corporate Blog genannt. Ein Blog, der Wissen vermittelt und meine Leser:innen und potenzielle Kund:innen auf meine Angebote aufmerksam macht.
Wissensvermittlung ist mir nach wie vor ein Anliegen. Damit präsentiere ich meinen Leser:innen meine Erfahrung und meine Expertise. Im Vordergrund steht für mich dabei, meine Kund:innen aufzuklären, ihnen eine Hilfestellung zu geben und Aspekte zu beleuchten, die für sie bisher nicht im Fokus standen. Manche Blogartikel unterstützen meine Zusammenarbeit mit meinen Kund:innen, etwa wenn sie mich fragen, welche Inhalte auf eine Über-mich-Seite gehören.
Blog- und SEO-Texte für Kund:innen
Neben meinen Blogartikeln habe ich in den vergangenen Jahren auch für Kund:innen Texte geschrieben. Es waren Websitetexte dabei, Texte für Social Media, Blogtexte mit einem Fokus auf jeweils ein Sachthema und SEO-Texte für Websites. Daneben habe ich Blog- und Websitetexte von Kund:innen für die Suchmaschinen fit gemacht und geglättet. Die aus diesen Erfahrungen gewonnenen Erkenntnisse nutze ich auch in Website-Projekten, indem ich meine Kund:innen in Textfragen berate.
Mein erster bezahlter Textauftrag
Bei meinem ersten bezahlten Textauftrag ging es um Influencer Marketing. Es handelte sich um eine Reihe von Texten zum Thema und zu verwandten Themen, wie zum Beispiel Instagram Marketing. Dabei konnte ich das gesamte Wissen aus meinen Weiterbildungen einfließen lassen und das Schreiben in der Praxis erproben, was sehr lehrreich war. Auch hier habe ich die Erfahrung gemacht, dass mir das Schreiben dann am meisten Spaß macht, wenn ich mich in ein Thema vertiefen und dieses strukturiert wiedergeben kann.
Die Texte, die ich für Kund:innen geschrieben habe, hatten sehr unterschiedliche Themen. Manche waren für mich interessant, andere waren weniger spannend. Da ich auch Webdesign anbiete und Kund:innen dabei unterstütze, selbst mit dem Bloggen zu starten, habe ich mich im letzten Jahr entschieden, nur noch in seltenen Fällen für Kund:innen zu schreiben und stattdessen den Fokus auf die Texte meines Blogs zu lenken.
Fokus Unternehmensblog
Je weniger ich für Kund:innen schrieb, desto mehr kreative Energie stand mir für meinen Unternehmensblog zur Verfügung. Das hört sich vielleicht seltsam an, hat aber einen ganz simplen Grund. Ich bin zwar ein sehr kreativer Mensch, brauche aber den Wechsel an Tätigkeiten, um kreativ und gleichzeitig produktiv sein zu können. Eine Website designen, die Grafiken für Social Media entwerfen, Blogartikel schreiben und privaten kreativen Projekten nachgehen – bei diesem Wechsel fühle ich mich am wohlsten.
Die Themen meines Blogs
Aber zurück zu meinem Blog: Mit der Zeit merkte ich, wie sich mein Schreibstil verbesserte. Auch das Storytelling fiel mir immer leichter. Ich starte meine Artikel gerne mit einer Anekdote oder einem Rückblick auf eigene Erfahrungen zum Thema und lasse meine persönlichen Erfahrungen und Tipps immer wieder einfließen.
Die Themen, zu denen ich blogge, lassen sich an den Kategorien meines Blogs ablesen: Webdesign, Bloggen und Texte, SEO, Events, Persönliches und New Work. Manche Themen überschneiden sich. Dann weise ich den jeweiligen Artikel zwei Kategorien zu.
Dabei ist es mir wichtig, Themen aufzugreifen, die aktuell sind, wie zum Beispiel KI-Anwendungen, und Themen, die meine Kund:innen bewegen, wie zum Beispiel die Inhalte einer Über-mich-Seite. Die Inhalte der Blogartikel fließen zum Teil in meine Social-Media-Texte bei Instagram und LinkedIn ein.
Privat oder persönlich bloggen?
Als ich mit meinem Blog startete, siezte ich meine Kund:innen noch. Nach einiger Zeit entschloss ich mich, auf das Duzen umzuswitchen und vorhandene Blogartikel dementsprechend umzuschreiben. Das fiel mir zunächst nicht leicht, denn ich habe mich damals oft noch sehr distanziert und sachlich ausgedrückt. Mit der Zeit und auch unter dem Einfluss der Impulsthemen, zu denen Anna Koschinski in ihrer monatlichen Blognacht inspiriert, wurde ein Teil meiner Blogartikel persönlicher.
So habe ich in einem Fun-Facts-Artikel viele Dinge von mir preisgegeben, die sich auf der persönlichen Ebene bewegen. Dinge aus meinem Privatleben halte ich unter Verschluss. Manchmal sind die Grenzen fließend. Gerade bei den Artikeln, die sich unter der Kategorie „Persönliches“ in meinem Blog befinden, gibt es ein paar Artikel, bei denen ich lange überlegt habe, ob ich den Inhalt in dieser Form veröffentlichen möchte.
Mit den Jahren wurde ich mutiger, was das Schreiben über persönliche Themen betrifft. Texte über mich geben den Besucher:innen meiner Website die Möglichkeit, mich als Person mit Werten, Wünschen, Zielen, Ecken und Kanten kennenzulernen und schon im Vorfeld abzutasten, ob wir zusammenpassen oder nicht. Gerade als Personenmarke finde ich es wichtig, für die Leser:innen nicht nur über Wissensvermittlung greifbar zu sein.
Privat schreiben
Das Schreiben über persönliche Themen schult den Blick für das Wesentliche eines Erzählstranges und ordnet die Gedanken, ähnlich dem Schreiben von Morgenseiten. Eine Zeitlang habe ich Morgenseiten geschrieben. Später habe ich es mit einem Dankbarkeits-Tagebuch versucht. Diese Art von regelmäßigem Schreiben liegt mir allerdings nicht besonders.
Gelegentlich schreibe ich ganz gezielt kreative Texte nur für mich. Als meine Tochter für die Schule ein Moritat schreiben musste, inspirierte es mich dazu, selbst eines zu verfassen. Es floss spontan ein düsteres Moritat aus meiner Hand heraus und es machte mir sehr viel Spaß. Manchmal habe ich abstrakte Bilder für Prozesse und Zusammenhänge im Kopf, die ich im Anschluss in Worten zu Papier bringe.
Wenn ich privat schreibe, dann meistens mit einem Kugelschreiber, selten mit einem Bleistift. Ich arbeite auch mit einem Bullet Journal, das ich überwiegend für Ideen nutze, die sich beruflich nutzen lassen. Ansonsten verwende ich kleine Notizbücher für das Schreiben von privaten Texten oder um Ideen für neue kreative Projekte mit Beton, Papier, Metall oder Holz festzuhalten. Diese Notizen ergänze ich meist noch mit einer kleinen Zeichnung für die visuelle Darstellung.
Die Rolle von KI
Regelmäßiges Bloggen oder Schreiben und die Entwicklung eines eigenen Stils halte ich für eine Grundvoraussetzung, um KI für das Schreiben von Blogartikeln und Texten zu nutzen. Schreiben lernt man nicht, indem man bei ChatGPT einen guten Prompt schreibt. Das Schreiben lernt man durch das Schreiben, regelmäßige Übung, Beachtung bestimmter Textregeln und einen kritischen Blick auf das Ergebnis. Deshalb empfehle ich allen, die mit dem Bloggen starten möchten, selbst zu schreiben.
KI-Tools helfen mir, ein Thema im Vorfeld einzugrenzen, zu recherchieren, zu stukturieren und einen Überblick zu geben. Für eine saubere Recherche schaue ich mir immer auch die Quellen an, die das jeweilige Tool zu Rate gezogen hat. Ich lasse es mir nicht nehmen, eine eigene Struktur zu überlegen, lasse mich aber hin und wieder auch von den Vorschlägen eines KI-Tools inspirieren. Damit setze ich KI-Tools mit Bedacht ein und versuche gleichzeitig, mit neuen Entwicklungen Schritt zu halten.
Die KI-Tools, die ich verwende, sind Claude, Perplexity, ChatGPT, Copilot sowie integrierte KI-Apps in Canva und die KI-gestützte Chrome Extension Language Tool. Wer letzteres noch nicht kennt: Das Tool zeigt bereits während des Schreibens an, wo der Satzbau hakt und die Rechtschreibung falsch ist, zum Beispiel wenn man sich vertippt hat.
Lohnt es sich noch zu bloggen?
Diese Frage wird momentan bei LinkedIn und in anderen Netzwerken fast täglich gestellt. KI hat die Bloggerlandschaft in Aufruhr versetzt. Manche sind der Meinung, dass KI das Urheberrecht verletzt. Andere schauen wie hypnotisiert auf sinkende Klickraten. Das ist alles sehr verständlich und ich finde es wichtig, Veränderungen nicht nur zu hypen, sondern auch zu hinterfragen.
Meine Haltung dazu ist, dass neue Technologien kommen und gehen und es gut ist, sie zu nutzen oder sich zumindest damit auseinanderzusetzen. Ein Blog hat für mich trotz der neuen technologischen Veränderungen sehr viele Vorteile. Ich schreibe nicht (nur) für Google und KI, sondern hauptsächlich für meine Leser:innen. Mit meinem Blog bin ich unabhängig von anderen Plattformen, die mir nach Gutdünken meine Seiten und Profile abschalten oder die Ausstrahlung meiner Inhalte einem Algorithmus unterodnen. Darüber hinaus kann ich in meinem Blog meine Haltung zum Ausdruck bringen.
Ja, aus meiner Sicht wird es sich auch in Zukunft lohnen, zu bloggen. Ein paar Ideen für einen zukünftigen, neuen Blog befinden sich bereits in der Pipeline.
Liebe Maria,
was für ein ehrlicher, klarer Beitrag. Ich mag, wie du dein Schreiben nicht verklärt, sondern als das beschreibst, was es oft ist: ringen, ordnen, dranbleiben.
Dieser Satz spricht mir besonders an: „Obwohl ich mich seit mehr als 25 Jahren mit Texten auseinandergesetzt hatte, war es am Ende doch etwas anderes, eigene Texte zu verfassen.“ Oh ja, ganz anders, finde ich auch. Es ist auch nicht einfach ein Schalter, sondern ein Prozess, finde ich. Wie du, habe ich erst gesiezt und nun schreibe ich wie ich spreche.
Stark, dass du die Blogparade zum Anlass genommen hast, uns als Leser einen Blick hinter die Kulissen zu geben. Und schön, dass du dabei bist!
Herzliche Grüße
Inge
Liebe Inge,
das Schreiben sehe ich ebenfalls als einen Prozess. Und als Möglichkeit, sich zu entwickeln und das eigene Wissen zu vertiefen. Danke noch einmal für deine Einladung zur Blogparade!
Herzliche Grüße
Maria